Thursday, February 12, 2009

Der Panther


Und noch einmal Rilke....

Der Panther

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.


Als ich das Gedicht gelesen habe standen mir zwei Dinge sofort vor Augen. Die Katzen im Eifelzoo, die ich im Herbst letzten Jahres, gesehen habe und die Zwänge des Alltags.

Spürst Du in Dir manchmal auch, die betäubte Kraft eines großen Willen, den einen großen Willen hast Du ohne Zweifel....

Wir Menschen bauen tausend Stäbe auf, mit Privateigentum, das uns vom anderen trennt. Das jeder seinen eigenen Kreis, Zimmer, Haus hat, will ich gar nicht in Frage stellen... aber wenn hinter tausend Stäben schließlich keine Welt mehr wäre...wie traurig wäre das. Der Panther ist für mich eine Mahnung zur Suche nach persönlicher Freiheit....

6 comments:

Anonymous said...

Oh, lieber Ray, das Gedicht war mal ein Thema einer Klausur im Deutsch-Leistungskurs, eine schöne Erinnerung an einen ganz besonderen Lehrer. Ich weiss nicht mehr, was ich damals geschrieben habe.
Heute empfinde ich die Mutlosigkeit des Tigers in seinem Käfig. Der grosse Wille ist gebrochen.
Und Du hast recht, wir Menschen bauen unseren Käfig (oder unsere Mauern) sogar noch selber...
Nachdenkliche Grüsse Andrea

Grey Owl Calluna said...

Lieber Ray!
Wenn man mich als Kind fragte:
"Was ist Dein Lieblingstier?", dann sagte ich immer:"Der schwarze Panther."
Ich liebe ihn auch heute noch, obwohl mich auch andere Totem´s gefunden haben. Aber vielleicht wird es Zeit, mich endlich wieder mit IHM zu verbünden!
Ich danke Dir!
Liebe Grüße
Grey Owl
(Deshalb geh´ich nicht mehr in Zoo´s oder in den Zirkus. Ich kann das nicht sehen und fühlen, wie sie da so eingesperrt sind...)

Anonymous said...

Lieber Rainer,
das Bild ist wunderwunderschön... dieser verträumte Blick...
Das Gedicht liebe ich über alles, kann es sogar auswendig. Es berührt mich so sehr, dass ich jedes Mal weine, wenn ich es lese oder höre - aber noch verspüre ich die Stärke in mir, diese Gitterstäbe zu brechen...
Da gibts eine Hörversion von Otto Sander, die fährt ein... Wunderschön gesprochen... so traurig...
http://www.youtube.com/watch?v=sdFWj4YkFYQ
Alles Lieeb von einer nachdenklichen Elisabeth

Hexe said...

Meine Liebslingstiere sind Katzen allgemein. Ich habe ja selbst 2 Kater. Panther finde ich schön wegen ihrer Eleganz. Aber Tiger sind für mich das Allerbeste.

Anonymous said...

Als ich das Gedicht las, standen mir eher Tränen vor Augen. Und Zorn im Herzen - über Käfige, Wildtiere in Zoos und die verlogenen Argumente ihrer Wärter. Sei es drum - ein schönes Gedicht zu einem schlimmen Thema.

Anonymous said...

Jawohl, Ray, für den Panther ist das natürlich eine überaus trostlose Angelegenheit, die keinesfalls akzeptierenswert ist. Aber man darf dabei nicht übersehen, dass täglich - und das weigehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit - hunderttausende von sogenannten "Nutztieren" unter quälerischen Umständen dafür herhalten müssen, dass Menschen ihrem Fleisch"genuss" und sonstigen perversen Ansinnen wie zum Beispiel der Jagd nachgehen können. Und solange derartige tierquälerische Zustände andauern, kann der aufgeklärte Mensch m. E. nicht mit sich ins Reine kommen.
Ich möchte damit sagen, dass der Mensch seinen seinen unglücklichen Selbstbezug zu Gunsten der leidenden Mitgeschöpfe transzendieren muss. Erst dann wird er eine authentische Standortbestimmung vornehmen können! Gruß Borelli