Saturday, March 29, 2008

Abends...


Wenn der Arbeitsalltag mit stundenlangem Reden geschafft ist, ist es mir manchmal, als hallte die Gespräche nach. Still, ohne Klang und Geräusch schweben die Eindrücke noch durch mein Inneres. Wie bei einem Crash test laufen sie irgendwann auf Widerstand auf, haken sich fest und liegen übereinander - Reste der Arbeit.

Manch einer, der arbeiten geht, hält eine nüchterne innere Haltung für ein Erfolgsrezept. Nur nicht Gefühle entwickeln, bevor sie mir in meine Arbeit hinein regieren. Aber woher kommen denn die richtigen Gedanken? Müssen diese nicht aus der richtigen Stimmung geboren werden? Sind menschliche Gefühle nicht wichtig, wenn wir eine Arbeitswelt für Menschen gestalten?

Es gibt einige gefühlsmäßige Traditionen in der Arbeitswelt. Hanseatischer Fleiß! Preußische Tugend! Die Freude am ehrbaren Handwerk. Der Weg mit Herz für die, die einen Beruf aus Liebe gewählt haben. Die eigentlich nicht arbeiten gehen, sondern die lieben gehen.

Ich glaube nicht daran, dass Menschen ihren Gefühle abstellen können. Jeder Mensch hat jeden Moment Gefühle. Wenn ich von mir behaupte auf der Arbeit nüchtern zu sein, dann habe ich vielleicht gelernt, mich von anderen Menschen oder von meinen Gefühlen nicht erreichen zu lassen. Ich weiß nicht mehr, welches Gefühl mich motiviert auf der Arbeit zu sein, ich rechne.

Manche Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz auch wenn die Firma Gewinn macht. Der Gewinn könnte rechnerisch höher liegen, wenn ein paar Mitarbeiter rausgesetzt werden. Welches Gefühl steckt hinter solchen Entscheidungen?
Wir zahlen an den Tankstellen horrende Preise, weil der Staat auch dann die Steuern automatisch mit erhöht, wenn Spekulanten den Ölpreis hoch treiben. Welches Gefühl steckt dahinter?

Ist es nicht die Freude am Aufhäufen, egal was es für die Betroffenen bedeutet?

Nüchterne Menschen, Rechner sollten ehrlich mit sich und ihren Gefühlen sein. Wir würden sie nicht wählen und würden ihnen nicht folgen, wenn es gierige Gefühle wären, die ihre Rechnungen steuerten. Vielleicht sind es gerade die Eindrücke meiner Begegnungen mit nüchternen Menschen, die abends noch eine Weile durch mein Inneres laufen, weil sie an Nichts halt machen werden, als bis sie etwas finden können, das sie zu sich nach Hause tragen wollen.

2 comments:

Brigitte said...

Ich würde mir wünschen, dass viele Menschen deinen Beitrag lesen würden. Persönlich habe ich kein Problem in meiner Arbeitswelt, in meiner Umgebung herrscht ein angenehmes Arbeitsklima. Trotzdem denke ich, dass die Arbeitswelt "menschlicher" sein müsste.

Herzlichen Gruss, Brigitte

Ray Gratzner said...

Herzlich willkommen Brigitte und vielen Dank für Deinen Kommentar. Menschlichkeit am Arbeitsplatz kommt allen zugute.