Wednesday, November 28, 2007

Anteilnahme

" Warum kümmern sich die Menschen nicht um einander. Warum gibt es soviel Gleichgültigkeit angesichts so vieler schrecklicher Nachrichten, die man tag- täglich sehen und hören kann. Warum?"
Der Meister schwieg. Zusammen saßen der Meister und sein Schüler vor der Veranda und schauten hinauf in den klaren wolkenlosen Nachthimmel.

Nach einer Weile räusperte sich der Meister und fragte seinen Schüler. "Was denkst du welche Nachrichten es gäbe, wenn es keine Menschen gäbe?"

"Nun, das ist doch einfach. Keine Unglücke, keine Toten keine Gewalt. Bis auf die natürliche Gewalt", sagte der Schüler zögernd.

Der Meister schwieg. Er schwieg solange bis der Schüler sich ärgerte. "Warum fragst du, wenn du keine Antwort gibst?"

"Nun, es macht wenig Unterschied, was ich dazu zu sagen habe. Viel Unterschied macht es, was du denkst, wie die Welt ohne Menschen wäre."

"Das verstehe ich nicht", sagte der Schüler.
"Nun, in einer Welt ohne Menschen gibt es den Tod weiterhin, gibt es weiterhin Naturkatastrophen, gibt es Opfer. Es gibt Tiere die solidarisch sind und Artgenossen pflegen und es gibt Einzelwesen, die nicht einmal ihre Artgenossen erkennen, wenn sie sie treffen. Das alles gibt es, eine solche Bandbreite an Leben gibt es, dass es keinen Maßstab gibt, was richtig oder falsch ist, außer dem, dass das Leben dem Tod entkommen will."

Der Schüler schüttelte den Kopf. "Aber was ist dann mit den Krankenhäusern, den Fortschritten der Medizin. Das sind doch Taten von Menschen für Menschen, weil sie Anteil nehmen, weil.."

"..weil man dem Tod ein Schnippchen schlagen", fiel der Meister ein. "Weil alle eine höhere Wahrscheinlichkeit haben älter zu werden, wenn alle gut versorgt sind, als wenn Seuchen umgehen. Wenn der Tag sein Ende gefunden hat, zählt nur eins, habe ich überlebt. Und wenn das einfacher ist, wenn alle Menschen eine Gesundheitswesen unterstützen, dann bin ich dafür. Aber das ist meine Meinung. Deine Meinung ist das Entscheidende."

"Du meinst, es soll mich kalt lassen wenn andere nicht am Menschen teilnehmen?"

"Nein, du sollst ernst nehmen was du empfindest. Was andere empfinden änderst du nicht. Aber wenn du zeigen kannst, das du mit deinem Weg besser überleben kannst, dann hast du zumindest die Aufmerksamkeit all derer, die dem Tod selber ins Auge blicken."

"Aber wenn es doch mein Überleben beeinträchtigt, die Teilnahmslosigkeit, darf es mich dann nicht berühren?", fragte der Schüler.

Der Meister nickte, "wenn es dein Überleben beeinträchtigt, dann berührt es dich."

Sie schwiegen. Dann stieß er Schüler hervor.
"Ich kann so nicht leben, angeblich Wissen lernend, und ohne Mitgefühl für Andere."

Der Meister blickte seinen Schüler an und vergoss eine Träne.
"Warum weinst Du?", fragte der Schüler erstaunt.
"Weil ich alleine bin. Weil ich vielleicht sterben werde, bevor du begreifst, dass du nur einen Körper hast, der sich selbst fühlt und das das Maximum an Freiheit ist, dass du finden kannst, der Welt ihren Willen zu lassen, aber deinen zu festigen und zu finden, um zu überleben."

"Ich verstehe, wenn ich Anderen vorlebe, dass ich besser damit fahre , Anteil zu nehmen, dann folgen Andere dem Beispiel vielleicht."

"Vielleicht."



Wie seht ihr das?

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